Tagträume

Was wird die kleine Katze träumen
den lieben langen Tag
träumt sie von einer grauen Maus
und geht mit ihr spazieren
trippeln sie von Haus zu Haus?

Was der kleine Mops wohl träumt
wenn er sich niederlegt
um sich endlich zu erholen
träumt er von der fetten Wurst
die er dem Koch gestohlen?

Was wird der schlanke Schwan wohl träumen
wenn er die Augen schließt
träumt er vom See und feinen Tönen
sieht sich schwebend schon erheben
mit einer Ballerinaschönen?

Und wovon träumst jetzt Du, mein Schatz
wenn du endlich schläfst
was hat in deinem Herzen Platz?
Sonne, Mond und viele Sterne
alles kannst du herzlich lieben
und ich hab dich unendlich gerne!

Werbung
Veröffentlicht unter Kinderreime | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | 9 Kommentare

Walpurgisnacht

die ungewaschenen Strümpfe
die er mir zum Stopfen gab
die liegen inzwischen fertig
im Alte-Sachen-Grab

die abgeleckten Löffel,
von denen keiner mehr isst
die liegen im Garten begraben
wo keiner sie vermisst

die ungekämmten Haare
die keiner waschen will
die flechte ich dir zu Zöpfen
doch bitte halte still

aus hartverkrusteten Töpfen
esse ich jetzt nicht mehr
die Säuberung der Gedanken
die fällt mir heute nicht schwer

die ungepflegten Gedanken
verbrennen zur Sonnenwendzeit
und dazu werde ich tanzen
im allerschönsten Kleid

Veröffentlicht unter was uns der Alltag zeigt | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 27 Kommentare

Vor dem Regen

Die Kirschblüten sehen aus
als würden sie frösteln
in Erwartung des Regens
bewegen sich zitternd die Zweige
als ob der ganze Baum erschauert

Der Gesang der Vögel so abgehackt
ist er keine geschmeidige Melodie mehr
und nur fetzenweise
fliegen die einzelnen Töne
durch die kalte Luft

Doch wie schön ist diese
zerbrechliche Zartheit des Frühlings
in der Strenge des Windes
wenn ich im Haus am Fenster sitze

die Hand auf dem warmen Rücken
der schlafenden Katze
spüre ich das Leben im Auf und Ab
ihres weichen Atmens

(Benn Wederwill, 2016)

Veröffentlicht unter Frühjahr, Katzengedichte | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | 42 Kommentare

Meine liebe Frau Hella

Meine liebe Frau Hella
ist eine wahre Perle
mit Witz und flinker Feder
macht sie die Post für mich
so etwas kann nicht jeder
und missen möchte ich das nicht

Meine liebe Frau Hella
fegt immer nach dem Essen
noch alle Krümel weg
will alles fein mir machen
ist emsig stets bemüht
und bringt mich oft zum Lachen

Meine liebe Frau Hella
steht lange vor mir auf
doch dann geht sie auch leider
sehr zeitig schon zu Bett
und schläft dann, wenn ich komme
was ich gern anders hätt‘

Meine liebe Frau Hella
auch wenn nicht mehr ganz jung
führ‘ ich sie doch gern aus
und bitte sie zum Tanz
sie trägt ihr Haar gebunden
zum grauen Pferdeschwanz

Und wenn der rote Wein
auch ihre Wangen rötet
und flott ihr Atem geht
hol‘ ich sie mir auf’s Sofa
dann ist es nicht zu spät!

Wir sehen die Morgenröte
und manches andere kommen
und liegen Arm in Arm
sie ist so alt und ich bin jung
doch beiden ist uns warm

(Benn Wederwill)

Veröffentlicht unter Liebesgedichte, Pikante Bettlektüre | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 30 Kommentare

Schatten

Bildschirmfoto 2016-03-28 um 18.09.11

In der Erinnerung seh‘ ich so viele Schatten

In der Erinnerung
seh‘ ich so viele Schatten
die schönen tanzen
und die düst’ren schrein

doch gibt es auch die zarten
die mir den Hauch der Liebe
die wir damals hatten
herüberwehen

Und manchmal sehe ich
die schwarzen Schatten
sich anmutsvoll bewegen
und bunter werden
langsam Ton in Ton

In meinem Herzen fühle ich
die Hoffnung langsam keimen
und zart und leicht sich regen
und Blumen spüre ich erblühen
als ob Erinnerungen dann als Segen
tief in mir drin entstehen

Foto: (https://de.pinterest.com/pin/367254544594979621/)

Veröffentlicht unter Wimpernschläge des Augenblicks | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 60 Kommentare

Fedossja (Wederwill)

Fedossja

Der lange Winter ist vergangen
doch die weißen Beine
bei dir, Fedossja, sie bleiben
Ich weiß nicht ob sie überhaupt
je wiederhaben werden
die Farbe der vergangnen Jahre
des Sommers als du siebzehn warst

Zeig mir, Fedossja, deine Beine
zeig sie mir und schwing sie hoch
tanz mit deinen weißen Beinen
bunte Röcke wirbeln wild
kann kein Höschen drunter sehen
mach mir selbst mein Bild

Fedossja, du mein Rosenkind,
wo gehst du denn nur hin?
Tragen deine weißen Beine
fort dich, oder her?
Wird denn auch dein Liebster
kommen? Fragen kann ich dich
nicht mehr!

Die langen Winter
sie sind vergangen
doch bleiben die Beine
so weiß
bei Frauen, die fern
ihrer Liebsten sind
doch kümmert mich das
einen Scheiß!

Veröffentlicht unter Frühjahr, Liebesgedichte | Verschlagwortet mit , , , , , , , | 13 Kommentare

Weidenkätzchen

Weidenkätzchen

Hörst du das Maunzen dort im Strauch
das sind die Weidenkätzchen
ach ja, Mama, ich hör‘ es auch
ich sehe ihre Tätzchen

Sie wiegen sich im Frühlingswind
den Buckel pelzig weich
ins Blatt geschmiegt als Weidenkind
tun sie es alle gleich

Doch wo ist ihre Katzenmutter
wer wiegt sie abends ein
wer gibt ihnen das Katzenfutter
sie sind doch noch so klein

Mein Kind, die Mutter ist die Luft
der Wind ist der Papa
und wenn sie ihre Kätzchen ruft
dann ist der Frühling da

(Eva Hoffmann)

Weidenkätzchen

Bild (https://de.pinterest.com/pin/367254544594899355/)

Veröffentlicht unter Katzengedichte, Kinderreime | Verschlagwortet mit , , , , , , | 22 Kommentare

Geh hin

Geh hin und trag dein Kreuz allein
den schweren Weg
wird keiner dich begleiten
doch wirst am Ende du
die anderen vermissen?
das weißt du nicht

Du weißt auch nicht
ob andere
nicht in Gedanken bei dir waren
dein Los geteilt
in andrer Einsamkeit
die anders doch auch wieder gleich
verbindend ist

(Benn Wederwill)

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , , , | 28 Kommentare

Sind wir uns gut (Katerlyrik zum Welttag der Poesie)

Bildschirmfoto 2016-03-21 um 22.11.32

Sind wir uns gut
ist jeder Grashalm schöner
und jede Decke weich
klingt jedes Wort gewählter
die Welt ist himmelsgleich

Sind wir uns gut
dann lebe ich viel lieber
sing‘ ohne es zu merken vor mich hin
und gehe ohne Murren an die Arbeit
hab Glück in meinen Augen und im Sinn

Sind wir uns nicht mehr gut
(auch das kommt leider vor)
dann ist das Tagwerk plötzlich schwer
das hellste Licht ist trüb
und selbst die Milch schmeckt mir nicht mehr

Drum lass uns immer danach streben
den Tag allabendlich im Guten zu beenden
im Tun und Denken stets uns das zu geben
was man sich selber auch vom andern wünscht

Rimau!

Bild: pinterest (https://de.pinterest.com/pin/367254544594887202/)

Veröffentlicht unter Katzengedichte, was uns der Alltag zeigt | Verschlagwortet mit , , , , , | 54 Kommentare

Frühlingsanfang

Buschwindröschen

Buschwindröschen, zart wie Schnee
vergehen in der Sonne
wenn ich sie in der Kälte seh‘
denk ich an deine blassen Wangen
an die Zeit der kalten Nächte
vergess‘ dann mein Verlangen

Buschwindröschen sind vergänglich
wie Eiskristalle auf der Hand
wie der letzte Schnee im März
unaussprechlich zart die Blätter
so zerbrechlich wie die Blüten
ist der Liebenden ihr Herz

So verletzbar sind die Herzen
so verwundbar ist das Lieben
Ich pflück‘ tausend Buschwindröschen
zupf‘ die Blüten in den Wind
wie nach Schneesturm im September
leer dann alle  Stengel sind

(Benn Wederwill)

Veröffentlicht unter Frühjahr | Verschlagwortet mit , , , , , , | 42 Kommentare