Da hängen blauen Hosen raus… (Seemannspotpourri)

Seemannsgarn

Das Gedicht „Daddeldus Lied an die feste Braut“ von den Ringelnatzereien bei Sätze&Schätze erinnerte uns an Brechts (politisch heutzutage nicht so ganz korrekt ausgedrückten) Matrosen-Song und wir kamen von Seemannsgedicht zu Seemannslied und so weiter, was einem im Sommer ja auch irgendwie von der Hand geht, auch (oder gerade) bei Regenwetter…

http://saetzeundschaetze.com/2015/06/09/joachim-ringelnatz-daddeldus-lied-an-die-feste-braut/

Matrosen-Song

Matrosen, die mit Mädchen gehn
Die wollen was Reales sehn
Da sind sie recht befehlrisch;
Ob Nigger- oder Japanfrau
Das nehmen sie nicht so genau
Darin sind sie nicht wählrisch;
Aus jedem Hafenfreudenhaus
Da hängen blaue Hosen raus
Ob Sansibar, ob Kiautschou
Ob Nigger- oder Japanfrau
Darin sind sie nicht wählrisch.
Den blauen Hosen von den Matrosen
Ist alles scheißegal
Blau ist das Leben
Blau sind die Polster im …
Blau ist das Sterben
Blau ist das Meer und der Suff
Die blauen Hosen von den Matrosen
Sind international

Matrosen, ja, bei Licht besehn
Die müssen in die Binsen gehn
Das Meer ist da befehlrisch
Und ob bei Shanghai im Taifun
Bei Blumenau, ob bei Saigoon
Da sind sie dann nicht wählrisch;
Ob Taifun oder Sifilis
Von weißer oder gelber Miss
Ob Yankee oder Niggerpott
Ob Tiefsee oder Whiskypott
Den blauen Hosen von den Matrosen
Ist alles scheißegal
Blau ist das Leben
Blau sind die Polster im …
Blau ist das Sterben
Blau ist das Meer und der Suff
Die blauen Hosen von den Matrosen
Sind international

(Bertolt Brecht)

Der Seemann im alten Café

Im alten Café
In dämmrigem Licht
Sitzen sie alle
Und keiner spricht

Ein Seemann spielt Karten
Mit wem weiß er nicht
Er spielt schon seit Stunden
Mit Gram im Gesicht

Die Meere hat er befahren
Voll Klugheit
Gekämpft und gewonnen
In jeder Hafenkneipe
(Drum ist seine Nase auch so krumm)
Und sei es nur darum
Dass er sie in ein Schnapsglas steckte
Und eines Tages gar darin stecken blieb
Aus Torheit

Drum sitzt er nun im alten Café
In dämmrigem Licht
Er träumt von der See
Auch wenn er nicht davon spricht

(Blanche Marais)

Der Schmerz der Freiheit

Am Kai entlang geht der Seemann
mit Hosen, die kürzer er lässt
damit das spritzende Wasser
den Stoff nicht so durchnässt

Sein zögernder Gang kommt daher
dass der feste Boden ihm fremd
auf schwankenden Planken dafür
er gar kein Wanken erst kennt

Ein Seemann ist stark auf den Meeren
da steht er mutig allein
doch auf das Land geworfen
wird schnell er verunsichert sein

Auf dem Meer, geliebter Seemann
da bist du wild und schön
hier in den großen Städten
kann man das nicht verstehn

Nur unter stürmischen Himmeln
zeigst du dein wahres Gesicht
doch hier im sicheren Hafen
erkenne selbst ich das nicht

So bleib‘ auf den Wellen, du Seemann!
Brülle wutig den Sturmwind an
fühl‘ wohligen Schmerz der Freiheit
weil ein Seemann nur Seemann sein kann

(E. Perudas in einer Übersetzung von Benn Wederwill)

und manchmal singt Nagelritz Ringelnatz…

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22 Antworten zu Da hängen blauen Hosen raus… (Seemannspotpourri)

  1. Aquileana schreibt:

    Bertolt Brecht was such an admirable writer! … Thanks so much for sharing his poem with us… Love and best wishes. Aquileana 😉

  2. sl4lifestyle schreibt:

    Oh wie schön, da geht das Herz auf. Euch allen eine gute Woche!

  3. Heartafire schreibt:

    fabulous post Marlis, enjoyed the poetry and links, beautiful!

  4. kowkla123 schreibt:

    immer wieder schön, schönen Donnerstag wünsche ich

  5. Maccabros schreibt:

    Gern geelsen, gern gehört und gern daran erinnert – Aloha hey…♥…

    • wederwill schreibt:

      Vielen Dank für den Kommentar – ein verspätetes Aloha hey zurück am wohl letzten Tag des schwindenden Sommers 🙂
      Liebe Sonntagsgrüße von
      Marlis

    • wederwill schreibt:

      Ich war gerade auf deinem Blog, kann da aber nicht kommentieren, deshalb schreibe ich einfach hier, wie gern ich dort gelesen und gestöbert habe 🙂
      Herzliche Grüße zum Sonntagabend sendet
      Marlis

  6. Arno von Rosen schreibt:

    Da sieht man auch gut den Sprachwandel im Zeitraffer 🙂 Solche Texte würden heute ein Shit-Inferno auslösen 😉

    • wederwill schreibt:

      da hast du so recht, war mir gar nicht so sicher, ob man das eigentlich ungestraft heutzutage machen kann – aber man muss es ja tatsächlich eben im damaligen zeitlichen Umfeld sehen
      Liebe Abendgrüße sendet
      Marlis

  7. PP schreibt:

    *Kornfeld müsste es heißen: Sry 🙂

  8. PP schreibt:

    PS: Die Aufnahme ist leider schlecht, aber ich habe keine bessere auf deutsch gefunden. Es gibt es auch auf gälisch und auf lateinisch. Vll. findest du eine bessere deutsche Version, liebe Marlies.

    Danke jedenfalls für deine schönen Veröffentlichungen zu „Meer“, besonders „Freddy“ find ich schön und er hat die richtige Hammer-Stimme. Schade, dass dieser Sänger – der wohl noch lebt – nichts Neues mehr bringt, oder täusche ich mich da? Ich hab über ihn recherchiert: Ein toller Typ. Ich mag auch Heintje und ich glaube, die alten „Schlager“ hatten noch viel mehr Niveau, als das, was heute so dudelt. „Ein Bett im Heufeld“ ist einfach genial. Ich unterscheide nicht zwischen Kitsch und Kunst, denn der auch der Kitsch hat seine Berechtigung und ist sogar in seiner Einfachheit manchmal Kunst. Was mir gefällt, was mein Herz berührt, was meine Seele zum Tanzen bringt, das ist gut. Und das sagt dir einer, der sich dem Heavy Metal und dem Gothic verschrieben hat.

    Die Generationen können viel voneinander lernen. Danke! Und lass es dir gut gehen und pass auf dich auf und bleib gesund und mir erhalten 🙂

    • wederwill schreibt:

      Vielen Dank für deinen schönen Kommentar, wie treffend geschrieben: Die Vielfalt macht unser Leben aus und Toleranz macht es wunderbar und lebenswert. Je offener man ist, um so interessanter kann alles werden. Mit Heavy Metal kenne ich mich nicht so aus – The Sisters of Mercy ist das extremste, was ich mit meiner mittleren Tochter mithöre, wobei ich sagen muss, der Song, nachdem sie sich als Band benannt haben, gefällt mir dann doch viel besser… (Generationenfrage eben 😉 )
      Herzliche Sonntagsgrüße und bleib uns gewogen
      🙂

  9. PP schreibt:

    Seemanslieder zu allen Zeiten: Hier eine neuzeitliche Version im Mittelalterstil, wie er jetzt angesagt ist:

    Hoffentlich funzt der Link.

    • wederwill schreibt:

      Lieber PP, ich kann es hier nicht anhören, kenne es aber und es passt sehr gut in seiner Urgewalt und Kräftigkeit. Vielen Dank und maritime Sommerendgrüße an dich von
      Marlis

  10. saetzebirgit schreibt:

    Und lass uns auch an die verlassenen Seemannsbräute denken (heißen die dann eigentlich Seefrauen?): https://www.youtube.com/watch?v=slmT6mOcWs0

  11. bruni8wortbehagen schreibt:

    Liebe Marlis, dies eine kannte ich doch, oder irre ich mich? *g*, mir passiert es manchmal, das weiß ich…, bin im Moment zu faul zum Nachsehen…
    aber was Blanche da geschrieben hat, das ist soooo unglaublich gut, daß ich vollkoimmen still hier sitze und fast von der Rolle bin.

    Liebe Blanche, ein riesendickes Kompliment an Dich und meine große Hochachtung vor dieser Schreibkunst. Du hast wundervoll herausgekitzelt, was Du da ausdrücken wolltest!
    Es ist Dir richtig gut gelungen.

    Herzlichst
    Bruni

  12. Maxima schreibt:

    Freddy Quinn war der Star meiner Jugend

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