Ein Stück für Orgel und Tenor (Eva Hofmann)

Es ist das Frühlingslied, das ich nie hören werde
das mir heut morgen in den Ohren klingt
es ist ein Stück als Orgelsatz geschrieben
das Lied, das irgendwann mal einer singt

Erhaben und doch ziemlich weltlich
im Geiste nur stell ich mir vor
je mehr ich mich damit befasse
macht es am besten ein Tenor

Er darf gern dicklich sein, das passt am besten
und seine Stimme, die ist eher dünn und zart
und blonde Locken müsste er noch bieten
zusammen ist das eine feine Frühlingsart

Die Frauen würden reihenweise schmelzen
bei seinem Anblick und dem holden Sang
in der Natur, doch besser noch in einer Kirche
denn dort entsteht der beste Klang

Er singt und hält die Augen fest geschlossen
als singt er für die Engel, die im Himmel sind
doch ich allein weiß dabei unterdessen
an wen die Klänge allemal gerichtet sind

Denn ich nur werde von ihm angesungen
so innig und doch voller Leidenschaft
er hält den Leib sich, währenddessen
sein Mund sich formt voll unterdrückter Kraft

Und ich allein weiß dazu noch ganz sicher
wozu sein Mund denn alles fähig ist
ich schließ genüsslich ebenfalls die Augen
und denk daran, wie er mich hat geküsst

Und als ich nun die Augen wieder öffne
da seh ich Nebel, keinen Frühlingsschein
und dringt Verkehrslärm auch an meine Ohren
so weiß ich doch, es könnt‘ auch anders sein

Werbung
Dieser Beitrag wurde unter Frühjahr, Pikante Bettlektüre abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Ein Stück für Orgel und Tenor (Eva Hofmann)

  1. saetzebirgit schreibt:

    Liebe Birgit, jetzt verstehe ich Deinen Kommentar auf meiner Seite. Das Stück für Orgel und Tenor ist sehr hübsch! Irgendwie habe ich jetzt jedoch trotz des erwachsenen Tenors mit Bäuchlein eher so eine kleine mollige Putte vor Augen.

    • wederwill schreibt:

      Liebe Birgit, das mit der Putte kann ich gut nachvollziehen, bezweifle aber, dass die Verfasserin das ebenso im Sinn hatte…. der schwebte wohl was anderes vor!
      Und ich bin so froh, dass nun geklärt ist, dass ich nicht aus dem Nichts heraus etwas über dicke Männerwänste an dich schreibe….und hoffentlich kommt mein Kommentar nicht wieder so zusammenhanglos wie mein letzter diesbezüglich bei dir an, da ja nun auch schon wieder etwas Zeit ins Land gegangen ist. (Und nun habe ich das Puttenbild vor Augen, dicklich und mit dünner, zarter Stimme singend…., meine Güte!)
      Einen lieben Gruß zum Donnerstagabend sendet
      Birgit

  2. bmh schreibt:

    Musik im Herzen, trotz Verkehrslärm … so lässt es sich leben.
    Ein wundervolles Gedicht.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s