So fröhlich zwitschern die Vögel
als gäbe es kein Leid
als schiene die Sonne für immer
als hätten wir ewig Zeit
So tröstlich duftet der Flieder
als würde er immer blühen
als wüsste er nichts vom Winter
dass südwärts die Vögel dann ziehen
So heiß und hell strahlt die Sonne
ungebremst ihre Leidenschaft
als würde kein Abend kommen
als sei unerschöpflich die Kraft
Als lodert die Leidenschaft ewig
so feurig und rot blüht der Mohn
das dies jedoch nicht der Fall ist
das ahnten wir lange schon
Doch lernen wir von den Vögeln
noch eh‘ ihr Gesang verweht
dass gerade der Augenblick schön ist
der allzu schnell vergeht
Und lernen wir auch von der Amsel
vom Flieder, vom wilden Mohn
ganz heiter und frei zu leben
nicht denken: Es dämmert doch schon
(Naike Leder, 2017)

Saison
Es gibt schon wieder anderes Saisongemüse
und auf der Bank vorm Haus
da liegt das erste braune Blatt
es ist, als ob die Zeit zerstiebt
und auch der Sommer sich
zum Abschied schon gerüstet hat
Du hast gesagt
wir könnten uns doch schreiben
die Zeit mit uns, die war so schön
wir sollten deshalb
liebend in Verbindung bleiben
nicht einfach auseinandergehn
Ich weiß genau, das war nur so dahingesagt
und es zu glauben hätte ich
nicht mal sekundenlang gewagt
Und vor mir liegen darum nun
ganz dicht beschriebene Karten
und sie sind alle schon frankiert
nur das Adressenfeld bleibt leer.
Ich schicke sie an dich
und schicke somit sie ins Blaue
denn mir ist ganz egal, was dann passiert
(Benn Wederwill)
Mit dem Gedicht wollen wir einen kleinen Sommerabschiedsgruß senden und alle herzlich grüßen. Wir freuen uns wie immer über likes und Kommentare, schaffen aber leider nicht zu antworten.
„ich würde gern an alle eine Karte schreiben –
ich lass es lieber bleiben“ (B.W.)